Irgendwie Komisch: Christian Kortmann

Veröffentlicht auf von Erik

Amüsant untehaltsamer Kulturabend im Literaturhaus Hamburg. Für ein günstiges Ticket (Sechs Euro ermäßigt) wurde dem leicht zu belustigenden Publikum eine zweistündige Veranstaltung mit allerlei Witz und Charme geboten. Christian Kortmann - freiberuflicher Autor und Kolumnist der sueddeutsche.de (also das, was ich auch schon immer werden wollte) - führte mit einer Mischung aus vorbereiteter Lesung, freiem Vortrag und improvisiertem live-Internetmanövrieren durch eine Samlung komisch-skuriler Youtube-Entdeckungen und holte gleichzeitig zu einem Rundumschlag gegen die Web 2.0 - Jugendkultur aus.

Nach einer kurzen Einleitung ging es gleich mit den YouTube-Videos los. Auffallend war die aufdringliche Belustigung des Publikums schon bei dem geringsten Anzeichen humoristischer Intentionen des Vortragenden. Die ersten Videos zeigten einen Musikguru, der irgendein albernes, die Laune angeblich steigerndes,
Lied publik machte. Kortmann versprach sogleich den Ohrwurmcharakter, der sich noch am Abend wohl auch bei uns bemerkbar machen würde. - Ist an mir scheinbar spurlos vorübergegangen. Ich war noch nicht recht erheitert und blickte stattdessen stirnrunzelnd in die Runde der für meinen Geschmack nur allzu bereitwillig lachenden Gäste. (Ich muss dazu sagen, dass ich von meiner seitlichen Sitzposition nur einen recht schrägen Blick auf die Projektion hatte.)

Nach jedem Video folgte ein vorbereiteter Text, den Kortmann vorließ. Das wirkte zunächst seltsam auf mich, vermittelte aber dadurch, dass es die ganze Veranstaltung über durchgezogen wurde den Eindruck einer guten literarischen Veranstaltung. Hinzu kamen die obligatorischen Probleme mit der Technik, als die Videos im Internet nicht so schnell laden wollten, wie beabsichtigt.

Weitere Videos waren Coverversionen von Europe's Final Countdown und Queen's Bohemian Rhapsody, Jugendliche "Spackos", Parodien auf den "Kietzklatscher" und Tom Cruise, sowie sehr kreative Ideen zum Thema Zensur im Internet.

Christian Kortmann überzeugte durch sein geschlossenes und druchkonstruiertes Konzept, das trotz (oder gerade wegen) seiner strengen Abfolge nicht an charmanter Einfachheit einbüßte. Hin und wieder waren die vorbereiteten Texte allerdings schon etwas spaßdämpfend, da die Spontanität der Situation nicht ausgekostet werden konnte. Einige improvisierte Komentare, wie ein unglücklicher Witz über den zweiten Weltkrieg, den ich leider nicht mehr ganz zusammen kriege, hätte er vielleicht nicht so lange im Saal nachwirken lassen sollen! Wenigstens die Probleme mit der Internetverbindung durchbrachen die beabsichtigte Monologstimmung etwas. Halten wir fest: Improvisationstalent war nicht die Stärke des Abends, die geplanten Gags haben aber ihre volle Wirkung so entfalltet, wie beabsichtigt. Mein Urteil: Gut.
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